Tanz mit der Irrelevanz
Sonntag, 24. August 2008
Traumfalle.
Heimlich sitze ich einsam im offenen Kofferaum und schau dem Fallobst zu, wie es sich der Schwerkraft ergibt. Der Verkehr schwimmt truebe gen industrieller Sonnenuntergang, Hundeschiss wird gleichmaeßig auf dem Asphalt verteilt und ich, ich frage mich, ob es hoch oben in den Baeumen auch so traurig riecht wie hier. Wenn ich ein Voeglein waer und auch zwei Flueglein hatte floeg ich zu dir.
Bin aber kein Vogel. Und geflogen bin ich auch schon lang nicht mehr, hoechstens mal verflogen hab ich mich, verstiegen in den Wendeltreppen irgendeines Textes. Auf einem Bobbycar ist alles noch viel einfacher, die Grenzen der Welt sind klar umrissen und es schmeckt einem noch jede Eissorte.
In Gedanken setze ich mich bei Nacht auf das Dach deiner Unsicherheit, reiße sorgfaeltig Ziegel fuer Ziegel aus und regne, fliege, fließe durch den Dachstuhl auf dich ein. Es perlt und rinnt und faellt und auch ich
Falle
Aus dem Tagtraum.
Ich kenne deine Schrift und deinen Nacken, wie du atmest, wenn du entspannt bist weiß ich, wie deine Fingernaegel aussehen und auch die Haeufigkeit, mit der du ‚man’ verwendest, aus Entscheidungsunfreudigkeit oder aus Hoeflichkeit weiß ich nicht; das alles rieselt durch meinen Kopf, wenn du darin auftauchst. Wenn wir nebeneinander gehen, Hand in Hand, Geist in Geist, dann weißt du, dass ich meinen Bauch zu dick finde und ueberhaupt ganz und gar unzufrieden bin mit meiner Welt und du streichelst meine Unzulaenglichkeiten und sagst, dass du froh bist, dass es mich gibt und ich bekomme davon einen Wirbelwind in meiner Zirbeldruese.
Ich will mit dir durch Gemaelde wandern, die Welt auf den Kopf stellen und vom Kopf wieder so auf die Fueße, dass Dinge entstehen, die so nicht geschrieben wurden. In regelmaeßigen Abstaenden blinkt ein Licht, die Straßenlaterne jetzt geht aus, ich stehe im Unsichtbaren, schau hoch zu deinem Fenster und sehe, wie deine einzige Zimmerpflanze ihre vertrockneten Blaetter durch die geschlossenen Jalousien zwaengt, weil sie sich nach Licht und Luft sehnt und ich sinniere darueber, ob ich mich genauso oder ganz anders fuehlen sollte und ob man Gefuehle ueberhaupt sollen sollte. Oder ob Wunschtraeume nicht eigentlich nur Alternativen darstellen, Tore die wir leider nicht betreten, sondern die wir nur durchschauen koennen und in denen wir uns manchmal verlieren. Getraeumt bist vielleicht auch du, aber es ist ein gluckernder guter blauer Traum, und bis jetzt bin ich noch nicht aufgewacht, vielleicht kommt das blinkende Licht direkt aus meinem Bewusstsein hier herunter zu mir, die ich doch eigentlich irgendwo an viele Schlaeuche und Beutel angeschlossen herumliege und man mit Massagen und Kaninchen auf meinem Bauch versucht, mich zurueckzuholen.
Und ploetzlich, fuer einen kolibrikurzen Moment nur seh ich dich ganz klar, ich weiß alles ueber dich, ich kann sehen, dass du es alles nie so meintest und wie du vor mir stehst und mir versuchst etwas zu erklaeren was es nie gab
Der rote Vorhang faellt in meinem Kopf, rote Gedanken, rot sehen, alles rot.
Und ich verliere mich schon wieder und falle aus dem Rahmen, den ich mir selber geklebt habe. Um nicht vom Glauben abzufallen.

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