Tanz mit der Irrelevanz
Mittwoch, 10. September 2008
So ihr Herzchen.
Ich hab eine ekelhaft schwere Mandelentzuendung und dementsprechend viel Zeit. Seit dem letzten Blog ist schon wieder viel zu viel Zeit vergangen, es ist viel passiert. Ich hab beim Poetry Slam in Frankfurt einen stolzen 3. Platz gemacht ( ich war soooooooooooooooooo aufgeregt! ) man kann mich auch online angucken, und zwar mit diesem Text :)
Klickst du hier zum live angucken:
http://php.arte.tv/slam/2008-05/index_de.html



Emanzipation und andere Zipperlein

Manchmal hasse ich Frauen.
Frauen, wie sie mit ihren Wimpern klimpern, zimperlich sind und zärtlich und zickig, Frauen mit ihren Tampons und Täschchen und Tussis und komplizierten Problemen, Frauen mit ihren verstrickten Beziehungsgeflechten oder Strickpullis. Frauen mit zu großen oder zu kleinen Brüsten, mit ohne oder mit zu viel Arsch, Frauen mit filzigen Locken oder hängenden Schnittlauchhaaren, Frauen ohne oder mit Machetendjungleschamhaar. Frauen.
Frauen, die ihre Pille vergessen und dann nicht schuld sind, die ihren Mantel vergessen und dann frierend sind, die ihre Hausaufgaben vergessen und dann gluecklicherweise Titten sind, und das kann ja auch jedem mal passieren.
Manchmal hasse ich Frauen.
Frauen die ihre Unterwäsche im Bad liegen lassen, Frauen die ihre fünf Minuten haben oder ihre zwei Stunden oder ihre Tage ( manchmal wochenlang ), Frauen die tippen und texten und morgens im Bus laut telephonieren und bei ihrem Freund escht de Hitler krieschen. Frauen die ihre Freundinnen im Stich lassen und sich von Stechern zerstochen mit wirrer Frisur stolz davon erzaehlen, Frauen die Kinder zur Welt bringen und sie dann beim Stecher lassen, die sich die Freiheit nehmen und sie ihm stehlen, Frauen die lästern ueber Laster von denen sie selber keinen blassen Schimmer haben, Frauen die Wonderwoman sind in der World of Fitness, dank Wonderbra wunderbar, Frauen mit blassem Porzellanteint und Fliegenbeinen im Gesicht die auf ihren Beinen davonzufliegen scheinen.
Ich spray es an jede Wand – neue Männer braucht das Land.
Ach was, neue Männer. Was sollen denn die neuen Männer dann mit den alten Frauen? Frauen die keine Weicheier sind, sondern krank und somit aufmerksamsbedürftig sind, Frauen, die Sex toll finden und nicht notgeil sind, weil sie das sagen, sondern heiß, Frauen die nicht chauvinistisch sind sondern emanzipiert,
Frauen
Frauen
Frauen
Ich schau an mir runter.
Brüste.
Bauch.
Füße.
Eigentlich...
Gar nicht so schlimm, diese Frauen. Von oben herab betrachtet.


Winkewinke.
Jonah.

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Dienstag, 26. August 2008
Neue Fluegel.
Gestern Nacht hatte ich keine Lust mehr.
Keine Lust mehr, dass du in meinen Gedankenfeldern deine Kornkreise ziehst, keine Lust mehr der Loesung nachzujagen, die ich schon gesucht hatte, als ich das letzte Mal um diese Ecke bog. Ich stand auf und nahm dein Abbild und kruemelte es aus meinem Kopf in eine Ecke vor deinem Haus, hoffte, du wuerdest vielleicht darueber stolpern und kurz nachdenken
und mein Verstand hockte daneben und hielt Maulaffen feil.
Ich wuenschte, meine Haut wuerde zu Staub werden, damit wir uns wieder treffen koennten. Dann koenntest du an die Wand schauen, die Schatten deiner Jalousie betrachten, und ein Lichtstrahl, der durch sie hindurch leuchtete, wuerde mich treffen und dein Blick fiele auf mich wie ein Amboss
aber ich wuerde nie mehr so tief fallen, denn Staub ist ja eigentlich schon fast Luft.
Und die große Welle, die mit ihrer Gischt meinen Kopf einst verschlang, die wuerde sich aufloesen in spritzenden Nebel, der hoechstens meinen Schal noch benetzt und wenn ich dann die Nase hochzoege wie ein ungezogenes Kind, wuerde es sich vielleicht ein bisschen anfuehlen wie Weinen, nur eben ohne Augen, und ich wuerde leicht werden und es wuerde sich wieder anfuehlen wie fliegen, nur eben ohne Fluegel und eben ohne dich.
Ich fand es schwer, niemand mehr fuer dich zu sein.
Ich glaubte, du muesstest bei jedem deiner Herzschlaege mein aufgeregtes Flattern spueren und bei jedem Schritt meine Hand noch in deinem Nacken.
Ich hinterlasse jetzt keine Spuren mehr im Schnee, weil ich keine Lust mehr habe, deiner Kaelte zu folgen. Ich loese meine Zaehne langsam einzeln aus den Kerben, die ich in meinen Tisch gebissen habe und gebe auch die geliehenen Taschentuecher zurueck. Ich suche auch nicht mehr nach diesem Schein von Schicksal, den man sich manchmal wuenscht, wenn man sich noch trifft. Wenn ich dich sehe, werde ich keine Schachtdeckel mehr oeffnen oder Drachen auferstehen lassen, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.
Weil ich eben keine Lust mehr habe.

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Nachtgesang. [alt]
Ein viel zu schwüler Tag neigt sich träge seinem Ende zu. Die Wassersprenger werden langsam zu kalt zum Durchspringen, die leeren gepflasterten Straßen mit den Kreidezeichen sind geräuschlos in die Nacht eingetaucht und man steht und lauscht gebannt den ersten Sternen am Himmel und fragt sich, wo die Unendlichkeit eigentlich anfängt. Und in meinem Kopf ist wieder dieser Metronom. Tic Tac, die Zeit läuft ab, und ich fange Wortfliegen mit viel zu kurzer Zunge. Am Mittag trübe, örtlich Regen, und die heiße Luft wird in Scheiben geschnitten und aus vielen Mündern teuer verkauft oder in Ballons gefüllt, die jetzt auf dem Teich mit den Enten zusammen baden gehen und verzerrte Spiegelbilder auf die Oberfläche werfen. Ich denk an dich und in meinem Kopf hab ich wieder die Hand in deinem Haar und das Herz auf meiner Zunge
Ich schluck jetzt schwer daran, um es wieder an seinen angestammten Platz zu bringen und das hinterlässt einen unangenehmen Druck, der bleibt. Liebe geht nun mal durch den Magen.


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Sonntag, 24. August 2008
Traumfalle.
Heimlich sitze ich einsam im offenen Kofferaum und schau dem Fallobst zu, wie es sich der Schwerkraft ergibt. Der Verkehr schwimmt truebe gen industrieller Sonnenuntergang, Hundeschiss wird gleichmaeßig auf dem Asphalt verteilt und ich, ich frage mich, ob es hoch oben in den Baeumen auch so traurig riecht wie hier. Wenn ich ein Voeglein waer und auch zwei Flueglein hatte floeg ich zu dir.
Bin aber kein Vogel. Und geflogen bin ich auch schon lang nicht mehr, hoechstens mal verflogen hab ich mich, verstiegen in den Wendeltreppen irgendeines Textes. Auf einem Bobbycar ist alles noch viel einfacher, die Grenzen der Welt sind klar umrissen und es schmeckt einem noch jede Eissorte.
In Gedanken setze ich mich bei Nacht auf das Dach deiner Unsicherheit, reiße sorgfaeltig Ziegel fuer Ziegel aus und regne, fliege, fließe durch den Dachstuhl auf dich ein. Es perlt und rinnt und faellt und auch ich
Falle
Aus dem Tagtraum.
Ich kenne deine Schrift und deinen Nacken, wie du atmest, wenn du entspannt bist weiß ich, wie deine Fingernaegel aussehen und auch die Haeufigkeit, mit der du ‚man’ verwendest, aus Entscheidungsunfreudigkeit oder aus Hoeflichkeit weiß ich nicht; das alles rieselt durch meinen Kopf, wenn du darin auftauchst. Wenn wir nebeneinander gehen, Hand in Hand, Geist in Geist, dann weißt du, dass ich meinen Bauch zu dick finde und ueberhaupt ganz und gar unzufrieden bin mit meiner Welt und du streichelst meine Unzulaenglichkeiten und sagst, dass du froh bist, dass es mich gibt und ich bekomme davon einen Wirbelwind in meiner Zirbeldruese.
Ich will mit dir durch Gemaelde wandern, die Welt auf den Kopf stellen und vom Kopf wieder so auf die Fueße, dass Dinge entstehen, die so nicht geschrieben wurden. In regelmaeßigen Abstaenden blinkt ein Licht, die Straßenlaterne jetzt geht aus, ich stehe im Unsichtbaren, schau hoch zu deinem Fenster und sehe, wie deine einzige Zimmerpflanze ihre vertrockneten Blaetter durch die geschlossenen Jalousien zwaengt, weil sie sich nach Licht und Luft sehnt und ich sinniere darueber, ob ich mich genauso oder ganz anders fuehlen sollte und ob man Gefuehle ueberhaupt sollen sollte. Oder ob Wunschtraeume nicht eigentlich nur Alternativen darstellen, Tore die wir leider nicht betreten, sondern die wir nur durchschauen koennen und in denen wir uns manchmal verlieren. Getraeumt bist vielleicht auch du, aber es ist ein gluckernder guter blauer Traum, und bis jetzt bin ich noch nicht aufgewacht, vielleicht kommt das blinkende Licht direkt aus meinem Bewusstsein hier herunter zu mir, die ich doch eigentlich irgendwo an viele Schlaeuche und Beutel angeschlossen herumliege und man mit Massagen und Kaninchen auf meinem Bauch versucht, mich zurueckzuholen.
Und ploetzlich, fuer einen kolibrikurzen Moment nur seh ich dich ganz klar, ich weiß alles ueber dich, ich kann sehen, dass du es alles nie so meintest und wie du vor mir stehst und mir versuchst etwas zu erklaeren was es nie gab
Der rote Vorhang faellt in meinem Kopf, rote Gedanken, rot sehen, alles rot.
Und ich verliere mich schon wieder und falle aus dem Rahmen, den ich mir selber geklebt habe. Um nicht vom Glauben abzufallen.

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Dienstag, 19. August 2008
Gummibaerchen und andere Zeitaufwerter.
Die Zeit verklingt heute unerhoert ungehoert im Raum. An das Fallen kann man sich schnell gewoehnen, aber an den Gedanken des Aufpralls erst, wenn er schon da ist. Meine Psychohygiene geht vielleicht gegen Null, aber den Geruch von Desinfektionsmittel kann ich trotzdem nicht aus all meinen Sinnen streichen. Und zu alledem kommst du noch dazu, zückst dein mentales Scheckbuch und stiftest mir Verwirrung en masse. Alle Welt redet über Hallenyoyo und Bodenturnen, und ich stehe in der sportlichen Masse und mach mir Gedanken zum Abendessen.
Ein Bluetenblatt donnert aufs Parkett, die Glasvase glaenzt in der Sonne, eine Fliege ertrinkt im Kerzenwachs und selten waren mir all diese Kleinigkeiten so egal wie heute.


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